Der Tod macht uns gleich?

Sarah schreibt:
Der Tod macht uns gleich.
Wir haben das erste Mal einen chinesischen Kommentar unter einer Sarggeschichte bekommen. Das hat mich beeindruckt. Es war der Film, der sich mit der begleiteten Einäscherung befasst, also wenn Menschen die Einfahrt des Sarges in den Ofen mitansehen können. Ich habe den Kommentar dann bei google eingegeben, aber eine liebe Person auf twitter hat es mir sogar übersetzt:
„Alles Leben ended im Tod. Ob schön oder hässlich, groß oder klein, dick oder dünn, klug oder doof, reich oder arm, alle sind gleich nach der Kremation. Beten wir zu Buddha, dass Ihre alten Verwandten ohne Schmerzen alt werden und mit Freuden ins Paradies eintreten.“
Das gefiel mir und habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht.

Ja, der Tod macht alle Menschen gleich. Das Sterben, der Abschied und das Gedenken mag unterschiedlich sein, aber unser aller Leben bewegen sich auf ihren Endpunkt zu. Man möchte meinen, dass diese Gemeinsamkeit uns verbindet, uns einander nahe bringt. Die gemeinsame Endlichkeit, die kurze Zeit, die wir hier sind und etwas gestalten können.
Aber mir scheint, dass es leider öfter nicht verbindet, sondern manchmal sogar eher ein Gefühl der Konkurrenz auslöst. Wer schafft mehr in der gegebenen Zeit? Wer hinterlässt die größere Lücke? Wer hat das Glück länger zu leben oder eher zu sterben?
Wenn ich die Endlichkeit in meinem Gegenüber wirklich wahrnehme, dann werde ich auch an meine Eigene erinnert. Aber dann muss ich damit auch umgehen in irgend einer Form. Das fällt mir zuweilen schwer.
Ich habe in der letzten Zeit Menschen bestattet, die fast immer jünger waren als ich.
Niemand hat 80 Jahre (oder mehr) irgendwo gepachtet und kann sich deren sicher sein. Aber wir wünschen es uns fast alle.
Wenn heute der Tod zu mir käme, mich freundlich anlächelt und erklären würde, es sei jetzt soweit; ich wäre nicht bereit. Nicht jetzt. Jetzt noch nicht.
Was ich bei einigen Sterbenden beobachten durfte, das Bereit sein, das ‚Ja‘, zu dem was kommt, hat mich immer sehr beeindruckt. Ich habe eine Ahnung davon wie friedlich es sich anfühlen könnte.
Und ich wünsche mir, dass ich am Ende sagen kann: Ja, ich bin soweit. So ähnlich wie es der Kommentar unter unserer Sarggeschichte sagt: „Beten wir zu Buddha, dass Ihre alten Verwandten ohne Schmerzen alt werden und mit Freuden ins Paradies eintreten“

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